Die TIM besteht aus 5 verschiedenen Komponenten, die individuell verwendet werden. Hörstatus und Hörerfahrungen, allgemeine Verfassung, Sekundärsymptomtik und das ermittelte Tinnitusprofil bestimmen das Vorgehen der Therapie und das individuelle Training für den Patienten. Entspannungstechniken, stressabbauende Maßnahmen mit Musik und Klang, und Defokussierung (Ablenkung vom Tinnitus) stehen im Mittelpunkt.
Die Module im Einzelnen:
1. Counselling und Hörberatung sind Dreh- und Angelpunkt der Therapie. Das Counselling dient der Information auf beiden Seiten. Die Hörberatung enthält wichtige pädagogische Aspekte: Auch wenn der HNO-Arzt bereits alle Informationen zum Thema Tinnitus gegeben hat, so bleiben doch häufig wichtige Themen ausgeklammert, wie zum Beispiel die Erklärung des eigenen Audiogramms, das Abfragen von Hörgewohnheiten und Hörverhalten. Die Hörberatung soll Erkennungsprozesse fördern, so dass der Patient seinen Tinnitus einordnen kann, und individuelles Hörverhalten und Hörbedürfnisse deutlicher erkennt. Sie fördert die Sicherheit im Umgang mit Musik, kann Hörgewohnheiten verändern, klärt über Lärm und Hörschwächen auf und gibt Hinweise und Tipps zur Bewältigung der akuten Situation des Betroffenen.
2. Die Hörtherapie kann das konzentrierte Hören fördern und die subjektive auditive Wahrnehmung verbessern, wie die Audiogramme von subakuten und chronischen Tinnitus-Patienten gezeigt haben. Im Mittelpunkt stehen Übungen mit Geräuschen, mit Klängen und schließlich mit Musik, die zum selektiven individuellen Hören ermutigen. Die auditive Wahrnehmung wird vom Tinnitus weggelenkt. Ein weiterer Vorteil der Hörtherapie ist, dass ein „fühlbarer“ Kontakt zum unerreichbaren und unfühlbaren Organ Innenohr aufgebaut werden kann. Vor allem die Geräuschübungen führen zu einem echten „AHA-Erlebnis“, das die Ohren als berührtes Sinnesorgan im wahrsten Sinnes des Wortes werden lassen. Die Ohren werden plötzlich wieder greifbar und steuerbar, weil sie selbst lernen zu greifen und zu steuern.
3. Die musiktherapeutische Tiefenentspannung ist ein spezielles musiktherapeutisches Entspannungsverfahren. Ganz anders als bei Autogenem Training oder bei der progressives Muskelrelaxation nach Jacobsen, bei denen in der Stille oft der Tinnitus lauter wird, kann hier der Tinnitus sofort leiser werden: in der Tiefenentspannung hört der Patient eine Musik mit trophotropen Parametern, die zur Muskelentspannung, zu einer tieferen und ruhigen Atmung, zu einem ruhigen Puls und letztendlich auch dazu führen, dass während der Musik der Tinnitus nicht oder kaum wahrnehmbar ist. Wird ein entspannendes, angenehmes Musikstück oft genug gehört wird, kann sich der Patient seine eigene „Kopfmusik“ als Gegenprogramm zum Tinnitus schaffen und sich auf Entspannung konditionieren.
4. Mit der sensorisch-integrativen und vibro-akustischen Musiktherapie (VAT) bietet die Musiktherapie die Möglichkeit, Hören mit anderen Sinnesempfindungen zu verbinden. Musik kann körperlich empfunden werden, sie kann mit Bewegungen kombiniert, mit Malen verknüpft werden. Sie wird so zu einem Medium, das seelische und körperliche Eigenwahrnehmung verbessert. In der Vibro-akustischen Musiktherapie VAT wird mit Instrumenten gearbeitet, die an oder auf den Körper gelegt werden, so dass Klänge in den Körper eingeleitet und fühlbar werden: die Schwingungen erfassen jede Zelle im Körper, der Körper wird selbst zum Klang.
5. Das individuelle neurophysiologisches Hör- und Entspannungstraining wird nach den Bedürfnissen des Patienten und auf der Grundlage seines ermittelten Tinnitusprofils zusammengestellt. Dazu wird eine genaue Tinnitusanalyse vorgenommen, bei der die Frequenz oder das Tinnitusgeräusch - oder auch Beides - ermittelt wird. Selbst Rauschen, Zischeln, Grillengeräusche, Windgeräusche etc. können erfasst werden. So entsteht ein Profil, das die Grundlage für das individuelle Entspannungtraining zur Umprogrammierung bildet. Es enthält Elemente der Tiefenentspannung in Verbindung mit Autosuggestion. Der Patient lernt immer besser, in der Entspannung seinen Tinnitus auszublenden. Und er bekommt sein ganz individuelles Musikmedikament, mit dem er zu Hause üben und das er überall mitnehmen kann. Positiver Nebenffekt: die zentrale Hörwahrnehmung wird gefördert. Weitere individuelle neurophysiologische CD-Trainings sind z.B. Hörtrainings, die nach sich Audiogramm und Hörstatus richten oder Maskierungsprogramme, mit denen der Patient bei sehr lautem Tinnitus und Einschlafstörungen seinen Tinnitus maskieren kann.
Typisches Audiogramm eines Tinnitus-Patienten: Hochtonschwerhörigkeit links, Tinnitus bei etwa 8000 Hz.
Wassergeräusche können den Tinnitus verschwinden lassen
Die Musik zur Tiefenentspannung spielt der Therapeut direkt in seiner Praxis für den Patienten.
Hauptinstrumente der vibro-akustischen Musiktherapie sind die Körpertamburas von Bernhard Deutz.
Aus Musik, die mit dem Patienten ausgewählt wird, seinem Tinnitusprofil und individuellen autosuggestiven Formeln wird ein neurophysologisches Hör- und Entspannungs-training zur Umprogrammierung gemischt.