Tinnitus kann Hunderte von Ursachen haben. Die größte Rolle spielen Schädigungen oder Störungen im Außen-, Mittel- oder Innenohr. 80-90% aller Betroffenen weisen Hörminderungen auf. Normalerweise kompensiert das Gehirn Höreinbrüche - die wir manchmal gar nicht bewusst wahrnehmen - durch dafür vorgesehene Hemm-Mechanismen und Rückkopplungsschleifen. Beim Tinnitus sind diese Filter- und Verstärkermechanismen gestört. Woran liegt das? Die komplizierten Mechanismen werden von emotionssteuernden Gehirnstrukturen (limbisches System) kontrolliert, die unter Stress besonders stark aktiviert werden. Wird die Rückkopplung dabei zu stark, kommt es im Cortex zur Überkompensation der Hörstörung, zum Tinnitus. Man spricht dann auch von einer fehlerhaften Gehirn-Software.
Zum Problem wird Tinnitus vor Allem dann, wenn man innerlich immer wieder überprüft und kontrolliert, ob er noch da ist, wie laut oder leise, wie hoch oder tief er ist. Ein zusätzlicher verstärkender Faktor ist die Angst vor dem Tinnitus - "Was mache ich, wenn es schlimmer wird?... Ob ich ihn wohl jemals wieder loswerde?...". Dieses Denken vertieft die Spur zum Tinnitus. Je länger der Betroffene dieser Spur folgt, desto mehr prägt sich der Tinnitus ein. Mit der Zeit zentralisiert er sich, das heißt, selbst, wenn die Entstehungsursache längst beseitigt ist (z.B. eine Mittelohrentzündung, oder Kieferprobleme), ist der Tinnitus weiter wahrnehmbar.